Frage 1:  In unseren ersten Kontakten erzählten Sie davon, dass Ihnen die soziale Taxonomie besonders am Herzen läge. Warum ist das so? 

Vögele: Angesichts der komplexen sozio-ökologischen Krise unserer Zeit ist es zentral, sich zu vergegenwärtigen, dass Lösungen nur dann funktionieren können, wenn beides – Soziales und Ökologisches – zusammengedacht wird. Für Sustainable Finance ist eine soziale Taxonomie als Ergänzung der bestehenden ökologischen daher essenziell.

Frage 2:  Welches werden nach Ihrer Meinung die größten Hürden zur Erfüllung der (sozialen) Taxonomie-Kriterien für die Unternehmen werden und wie sollten sie sich darauf einstellen? 

Vögele: Diese Frage sollte meines Erachtens so gestellt werden: Welche Hürden entstehen ohne eine – natürlich bestmöglich praktikabel ausgestaltete – soziale Taxonomie? Ein Klassifikationssystem für sozial-nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten bietet Unternehmen viele Chancen.

Frage 3: Auch heute wissen Verbraucher, dass es bei einem T-Shirt für wenige Euros sowohl im Sinne der Umwelt als auch der sozialen Standards nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Dennoch werden sie gekauft. Woher nehmen sie die Hoffnung, dass der Finanzmarkt anders reagiert und Finanzierung verweigert/verteuert, wenn nur kleine Teile der Unternehmensaktivitäten den sozialen Taxonomiekriterien entsprechen? 

Vögele: Allein auf den Finanzmarkt zu setzen, wäre der falsche Ansatz. Nichtsdestotrotz spielt dieser – im Kanon mit anderen Maßnahmen – eine wichtige Rolle für eine nachhaltige Entwicklung. Wenn Sustainable Finance und speziell eine sozial-nachhaltige Taxonomie als ein Instrument in einem Werkzeugkasten verschiedener Maßnahmen gedacht wird und auch andere aktiv genutzt und eingesetzt werden, dann gibt es Anlass zu Hoffnung.

Gesa Vögele ist Referentin im Workshop Die soziale Taxonomie – das unbekannte Wesen

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